Samstag, 10. Februar 2018

Grippe

Jetzt auch das noch. Was für eine fiese, hinterlistige, unerwünschte, sinnlose Krankheit. Eine Woche sieche ich mit hohem Fieber im Bett dahin. Mein Körper hat dieselbe Temperatur und Konsistenz wie das Bett unter mir und die Decken über mir. Ich bin eine Decke. Bin ich bei Bewusstsein? Ich deliriere unter Lagen von Decken vor mich hin, abwechselnd von unerträglichen Schweissausbrüchen geplagt und von Eiskaltfrösten geschüttelt. Ich huste mir die Lungen wund und schnäuze Unmengen grüngelblichen Rotz (Hirnmasse?) ins Nastuch. Dann diagnostiziert der Arzt Bronchitis und Anfänge einer Lungenentzündung und verschreibt Antibiotika. Umgehend geht es mit mir bergauf und schon eineinhalb Tage später koche ich, fange an, den Wäscheberg abzuarbeiten, jäte Unkraut im Garten, sähe Basilikum aus und putze Fenster. Frühling! Hurra, ich bin von den Toten auferstanden!

Morgen werde ich wieder arbeiten gehen. Während ich fast zwei Wochen im Bett lag, haben viele meiner langjährigen Arbeitskollegen die umgehende Kündigung erhalten und morgen werde ich an ihrer Stelle leere Bürostühle vorfinden. Ich für meinen Teil werde die Arbeitswoche mit Freude, neuer Energie und Dankbarkeit beginnen, obwohl ich in den vergangenen Jahren des öftern über meine Arbeit gelästert habe. Jetzt gerade fühle ich mich dankbar, dass ich überhaupt noch eine feste Stelle habe. Dass ich mich soeben zehn Tage lang habe krank schreiben lassen können, ohne dass jemand deswegen mit der Wimper gezuckt hätte. Dass meine Arbeitsbedingungen eigentlich immer noch ausgezeichnet sind, obwohl schon einige Massnahmen und Einschränkungen angekündigt worden sind. Ob das noch lange so bleiben wird? Wie es sein wird, wenn plötzlich gefühlt die Hälfte aller Mitarbeiter nicht mehr da ist? Keine Ahnung. Wochen voller Ungewissheit stehen bevor und das ist gut so.

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