Sonntag, 5. November 2017

Gefährliche Begegnung



Nächsten Monat werden es schon sechs Jahre sein, seit ich meinem Laufhobby fröne. Dabei ist eine der Herausforderungen beim Laufen das Erkunden von immer neuen Routen, denn jahrelang dieselbe Runde zu drehen wäre todlangweilig. Nun bin ich leider nicht mit einem sehr ausgeprägten Orientierungssinn gesegnet und muss deshalb die Strecken jeweils gut voraus planen, damit sie meinen Anforderungen entsprechen. Das ist gar nicht so einfach, denn es sollte möglichst eine Rundstrecke sein, sie muss von der geplanten Entfernung her ungefähr passen und ausserdem laufe ich nicht gerne in bewohnten Gebieten und auf asphaltierten Strassen. Querfeldein finden sich aber auch so einige Hindernisse: Viele Feldwege werden im israelischen Sommer zu Sanddünen, während ich im Winter manchmal plötzlich vor einem undurchquerbaren Tümpel stehe, der am Vortag noch gar nicht da war. Für weitere Gefahren habe ich jeweils einen Pfefferspray dabei, den ich hoffentlich nie werde gebrauchen müssen, denn die Chancen sind gross, dass ich ihn im Eifer des Gefechts mir selbst in die Augen sprayen würde.

Diese Woche hatte ich beim Erkunden einer neue Route eine sehr unangenehme Begegnung mit einem Rudel streunender Hunde. Leider sind Begegnungen dieser Art für Jogger in Israel keine Seltenheit, aber bisher waren die Hunde noch immer mit einem autoritären „Nach Hause!“-Ruf zu beeindrucken und die Kombination mit einem strengen Blick liess sie jeweils das Weite suchen.

Leider nicht so an diesem Morgen: ich nahm die drei Hunde auf dem Feld aus einigen hundert Metern Entfernung wahr. Zum Glück kam mir auch noch ein landwirtschaftlicher Traktor entgegen, so entschied ich mich mutig, nicht umzukehren sondern weiter zu laufen. Bald sprangen die Hunde auf mich zu und während zwei sich tatsächlich aus dem Staub machten, als ich ihnen energisch einen Befehl zurief, kam der dritte - ein deutscher Schäferhund! - zähnefletschend auf mich zu! Er schien mit seinem Hundespürsinn sofort gewittert zu haben, dass es mit meinem autoritären Durchsetzungsvermögen nicht allzu weit her ist und er knurrte mich an, zeigte mir die Zähne und wartete nur auf den richtigen Moment, mich anzuspringen und zu zerfleischen! Wie ich richtig berechnet hatte, kreuzte nun aber gerade der Traktor meinen Weg und während ich noch eine Zehntelsekunde überlegte, ob ich lieber von einem deutschen Schäferhund zerfleischt oder von einem unbekannten thailändischen Traktorfahrer vergewaltigt werden möchte (wer weiss: #metoo!), sprang ich dem Lebensretter aufs Trittbrett und schon fuhren wir dem Rudel mit dem Traktor davon. Etwa einen Kilometer weiter stieg ich unbehelligt wieder ab und lief dann mit klopfendem Herzen und etwas schneller als gewöhnlich meine Runde zu Ende.

Fazit: Lieber auf den gewohnten Strecken laufen! Zum Beispiel dem Alexanderfluss entlang, hier ist es ziemlich sicher, es gibt jederzeit viele Läufer und Radfahrer und wenn auch die Strecke immer dieselbe ist, sind doch die Sonnenaufgänge jeden Tag anders (siehe Foto)!

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